Sie war verkrampft und hatte die Augen geschlossen. Also hatte sie es wohl wirklich schlichtweg vergessen. So etwas soll gehen. Nun, meine Theorie zu ihrem Vielleicht scheint ihr nicht ganz zu gefallen. Sie war der Meinung es ist meist nur nen verzögertes Nein. "Dann sag mir ruhig das ich schlecht rieche. Glaub mir, ich verkrafte ein Nein." Meine Stimme war ebenfalls recht gleichgültig. Schließlich ist die Provokation wieder vorbei. Dann ist sie auch schon wieder auf das Bike gestiegen und hat sich nach einer 'bedenkzeit' wieder an mir festgehalten. Die Sache, das sie die auf die Blumen aufpassen soll nimmt sie anscheinend sehr ernst. Ist ihr dessen 'Leben' wirklich wichtiger als ihr eigenes? Für wen sind die Blumen eigentlich? Ich bin wieder los gefahren, wieder bei ca 20 km/h. Nachdem ich aus der Shoppingmeile raus bin, hat das Tempo auch rasant zugenommen. Auch wenn ich vlt -und ich bin mir nichtmal selber sicher- etwas umsichtiger gefahren bin. Es dauert nicht lange bis der Eingang des Friedhofes in Sicht kommt. Ich fahre auf den anliegenden Parkplatz und stell die Maschiene an der Seite unter einem der Bäume ab und schalte den Motor aus. Warte wieder, bis Sam abgestiegen ist. "Pass auf das du nicht wieder an mir schnupperst..." Verkneifen konnte ich mir das gerade nicht. Und ich bin auch der Meinung, dass, wenn ich Sam öfters mit solchen Bemerkungen konfrontiere, sie sich etwas dran 'gewöhnt' bzw sie das nicht mehr so stark aus dem Takt bringt. Nachdem Sam abgestiegen ist tu ich es ihr nach. Zieh den Schlüssel aus der Zündung und steck ihn ein. "Geh du vor..." Mit diesen Worten wende ich mich Sam zu, und sehe sie abwartend an. Daran, das sie zögern könnte den Friedhof zu betreten, denke ich nicht. Schließlich hatte sie doch hier her gewollt ...
Er hatte noch gemeint, das er nein verkraften würde. Ehrlich auch wenn ich ihm sagen würde, das er für mich nicht gut riecht? Ich hatte immer angenommen das es den Leuten wichtig war für andere gut zu riechen. Aber er war nicht wirklich wie andere. Ich sollte wohl besser sagen, nicht wie die meisten. Noch dazu ziemlich von sich selbst überzeugt. "Ich bemühe mich nur freundlicher zu sein",entgenete ich ihn letzten endes und spielte dabei darauf an, das er mir gesagt hatte ich sollte freundlicher zu ihm sein. Mich zumindest bemühen, da ich ihn ja gebeten hatte mit mir zum Friedhof zu kommen. Ich würde ihm sicher nicht ehrlich stecken was ich über seinen Geruch dachte. Sobalb ich dann wieder auf seinem Bike war und mich festgehalten hatte, fuhr er los. Und ich kann es mir einbilden, aber trotz des wieder viel zu hohen Tempos, denke ich ist er weniger risikofreudig gefahren. Wirklich sagen, kann ich es nicht. Denn ich war viel mehr damit beschäftig das den Blumen nichts geschieht. Die zum Glück heil hier ankamen. "Ich ... mache nicht zweimal den gleichen Fehler", meine ich nach einem erneuten zögern. Ich hatte aufpassen sollen, das ich nicht wieder an ihm schnuppere. Den Spruch hatte er sich nicht verkneifen können, mh? Teils, machte ihm das hier doch richtig Spaß oder? Mich aus den Takt zu bringen. Ich war dann abgestiegen und er ebenfalls. Noch befanden wir uns auf den Parkplatz und nun sollte ich vorgehen. Aus meiner Hosentasche kramte ich einen recht zerknitterten Notizzettel heraus. Er war zwei Jahre halt. Also kein wirkliches Wunder das er so aussah. Bis zum Eingang das Friedhofs schaffte ich es noch ohne Probleme. Nur dann blieb ich stehen. Mit dem Zettel in der Hand. Auf dem stand wo sich das Grab von meinen Bruder befand. Ich drehte mich abrupt um und stand dann direkt vor Jerome, der etwas schräg hinter/neben mir gelaufen war. Kurz zucke ich zusammen, als hätte ich vergessen das er da war. "Kannst du vor gehen?", frage ich ihn und halte ihm den Notizzettel hin. "Auf dem Grabstein müsste Luke Brevelear stehen.", meine Stimme hatte wieder diesen leeren Klang. Als würde mir nichts auf der Welt etwas bedeuten. Und doch hielt ich die Blumen, als wären sie das kostbarste auf der Welt für mich. Ich schob es weg. Die Gefühle. Die Erinnerungen. Den Schmerz. Ob ich Jerome wirklich folgen werde?
Nun sie bemüht sich nur freundlich zu sein und ein 'Nein' habe ich dann auch nicht zu hören bekommen. Ich kann mir nicht vorstellen das sie sich einen Bemerkung mirzuliebe verkneift um 'freundlich' zu sein. Denn bisher hat es nicht so ausgesehen als würde sie sich wirklich darum kümmern was andere fühlen und von ihr denken. "Nett von dir.", war nur meine schlichte Bemerkung dazu. Kurz darauf kamen wir beim Friedhof an und ich stellte die Maschiene auf dem anliegenden Parkplatz ab. Nach einem kurzen Zögern meldet sich auch Sam zu Wort. "Ich wollte dich nur nochmal vorwarnen." Und sie mal wieder aus dem Konzept bringen. Das Zögern war ja Beweis genug das es geklappt hat. Die Blumen waren anscheinend auch heil geblieben. Sam stieg ab und ich ebenfalls. Nun sollte sie vorgehen. Ich seh den ziemlich zerknüllten Zettel den sie hervor kramt. Entweder der war vorher schon so und sie hatte damals nichts besseres oder das Teil ist schon etwas älter. Ich folgte ihr zum Eingang des Friedhofes doch dann blieb sie stehen. Sie drehte sich abruppt um und knallte fast mit mir zusammen. Das Zusammenzucken habe ich bemerkt. "Was ist?" Ich seh sie abwartend an. Nun fragt sie, ob ich vorgehen kann. Ich nehm den Zettel entgegen auf dem die Grabnummer drauf stand. Also wo sich dieses befand. Es müsste 'Luke Brevelear' drauf stehen. Da ich nicht weiß wie Sam mit Nachnamen heißt, kann ich nicht erahnen das es ihr Bruder ist. Ich hake ich auch nicht nach - was geht mich das an? Denoch seh ich Sam kurz etwas schräg an. Dann geh ich aber um sie herum und betrete den Friedhof. Gehe mit ruhigen normalschnellen Schritten den Hauptweg entlang. Nach ner Zeit werf ich nochmal einen Blick auf den Zettel. Fragen wird es später geben. Ich seh mich um. Es ist später Nachmittag und ich mochte Friedhöfe noch nie sonderlich. Sie haben so etwas endgültiges finde ich. Irgendwann biege ich dann in einen Seitenweg ein, bei dem ich denke das es der Richtige ist.
(Klau ihm die Fernbedienung oder sabotier irgendwie den Fernseher xD)
Etwas sagt mir das er es mir nicht ganz abnimmt, das ich nur versuchte freundlicher zu sein. Gut, ich habe mir bisher auch nie wirklich Mühe gegeben, es zu sein. Oder Rücksicht auf andere genommen. Wer nahm denn welche auf mich? Nicht das ich sowas erwartete oder 'verlangte'. Man sollte sich nur von mir fernhalten. Das war mir lieber. "Ich weiß", hatte ich dann noch knapp erwiedert. Mehr kam nicht mehr und ich glaubte auch nicht das er dazu noch irgendetwas sagen würde. Es sei denn er würde einfach plump in den Raum stellen das ich nur so 'herum druckse' um nicht zu geben zu müssen, das ich seinen Geruch ja doch mochte. Wehe er versuchte das! Was den Kommentar mit den schnuppern anging, damit hatte er mich nur vorwarnen wollen. "Danke", und das war sarkastisch gemeint. Bei mir war fast jeder zweiter Satz sarkastisch. Aber das hat man sicher schon bemerkt. Wir hatten uns dann auf den Weg direkt zum Friedhof gemacht. Und kurz vor dem Eingang hatte ich mich zu ihm herum gedreht. Davon das ich zusammen gezuckt war, zeigte er sich keineswegs beeindruckt oder ich sollte eehr irrtiert sagen. Jerome wusste eben das ich gewisse Probleme hatte. Es war mir lieber wenn er nicht aller 5 Minuten einen Komentar dazu fallen lies. Er nimmt den Zettel und fragt nicht weiter nach. Ich schätze er kennt meinen Nachnamen nicht. Nun ich habe ihn, ihn nie genannt. Sonst wäre er vermutlich gerade darüber gestolpert, das dort jemand aus meiner Familie lag. Ich bekam zwar einen schrägen Blick, aber ich beantwortete seine unausgesprochne Frage nicht. Nicht das ich Probleme hatte es ihm zu sagen. Nur würde ich es nicht, wenn er nicht direkt fragte. Jerome ging dann um mich herum und auch schon den Hauptweg entlang. Er ist schon einige Meter weiter ich es schaffe den Friedhof zu betreten. Somit folge ich ihm nun mit Abstand. Ich habe nicht vor meine Schritte zu beschleunigen. Auch nicht als er auf einen der kleinen Seitenwege abbiegt. Von Sekunde zu Sekunde wird mir irgendwie immer schlechter ...
Das Danke war wieder Sarkastisch gemeint. Dann war ich los gegangen. Vor gegangen weil Sam ab dem Tor nicht mehr weiter gehen wollte. Oder konnte? Ich bog irgendwann in einen Seitengang ein. Hinter mir im Sand hörte ich weiterhin noch in etwas Entfernung Sams Schritte. Ich geh die Grabreihen entlang und überfliege die Namen. Ich sehe einen 'Luke Peters' oder einen 'León Brevelear'. Ich seh nochmal kurz zum Zettel, obwohl ich genau weiß wen ich finden soll. Irgendwann dann blieb ich vor einem Grabstein stehen. Einen Stein weiter habe ich den passenden Namen entdeckt. Doch ich warte zuerst auf Sam, dreh mich ebenfalls auch um, und sehe ihr entgegen. Mir sind die Daten im Grabstein aufgefallen. Derjenige der da lag ist nicht alt geworden. Gerade mal 20/25 (?) Jahre. Doch noch immer frage ich nichts nach.
Meine Schritten werden langsamer als es seine auch werden. Wir kommen den Grabstein wohl immer näher. Ich habe noch immer nicht die Absicht Jerome einzuholen. Oder nur zu ihm auf zu schließen. Eigtl will ich gar nicht hier sein. Aber bin ich es ihm nicht irgendwie schuldig? Ich bin damals nicht mal auf der Beerdigung gewesen. Hab es einfach nicht über mich gebracht. Und dann habe ich mich einfach nie her getraut. Gerade ist Jerome stehen geblieben. Er dreht sich zu mir herum und ich bleibe stehen. Wage nicht einen einzigen Blick auf den Stein, der sich seitlich neben ihn befindet. Der, der das Grab meines Bruders markieren muss. Wenn ich seinen Namen dort sehe. Seinen Namen in diesen kalten Stein gemeißelt ... dann ist es endgültig. Dann wird mir das sagen, das es wirklich kein zurück mehr gibt. Das er nicht mehr zurück kommt. 21. Er war 21 als er gestorben ist. Heute wäre sein 24. Geburtstag. Die Blumen habe ich immer noch im Arm, nur das mein Griff um sie fester wird. Ich sehe Jerome unverwandt an. Einfach damit ich den Grabstein nicht ansehen muss. Es zeigen sich vermutlich Tränen in meinen Augen. Ich weiß nicht. Es fühlt sich so an. Aber ich weine nicht. Vielleicht auch einfach noch nicht. Das letzte und erste Mal das ich an einem Grab gestanden oder überhaupt einen Friedhof betreten hatte, war wegen meiner Mom. Wir hatten an ihrem Grab gestanden. Luke hatte dabei die ganze Zeit meine Hand gehalten, während ich keinerlei Regung zeigte. Danach war er mit mir abgehauen. Fort aus Peddington und hier her nach Cardiff. "Ich kann nicht ...", ich fühle mich leer. Tot. Will seinen Namen nicht auf dem Stein lesen. Er wird nicht da sein um meine Hand zu halten. Er kann es nicht, denn er liegt unter diesen Grabstein.
Sam wirkt so als wolle sie weg laufen. Nur langsam kommt sie auf mich zu, umklammert fest den kleinen Strauss. Sie sieht die ganze Zeit unverwand zu mir, so als würde sie alles lieber ansehen als den Grabstein. Irgendwie hatte ich mir so etwas gedacht oder? Deswegen bin ich nicht gleich sofort direkt zu dem Stein gegangen ... oder? Sie kommt näher und erkenne ich dort Tränen in ihren Augenwinkeln? Ja, ihre blauen (?) Augen wirken glänzender, noch blauer. Sie kann nicht. Nicht zu dem Stein gehen? Nicht den Namen lesen? Derjenige der dort lag war gerade mal 21 Jahre alt geworden. Nur drei Jahre älter als ich. Was würde ich tun wenn ich nur noch drei Jahre mehr leben würde? Es muss scheiße sein so früh zu sterben. Nicht mehr das Gefühl zu haben, zu leben. Mein Blick gleitet zu ihrem Arm, wie sie den kleinen Strauss umklammert. Dann seh ich sie kurz wieder an. "Ist schon okay..." Damit drehte ich mich um und ließ den Zettel vorerst in meine Hosentasche gleiten. Ich gehe auf das Grab von Luke zu, einem Menschen den ich garnicht kenne. Wer war er eigentlich gewesen? Ein Bekannter, Verwandter, Freund? Ihr Freund? Ich gehe durch das gemähte Gras und geh dann vor dem Grabstein in die Hocke. Das ich meinen Kopf etwas zur Seite neige ist ein 'Reflex'. Und jetzt? Was mach ich jetzt? Was kann ich sagen ... Ich erinnere mich an etwas, was ich mal aufgeschnappt habe. Vielleicht gelesen, vielleicht gebe ich es auch nicht ganz richtig wieder, aber es scheint mir passend. "Hey Luke." Eine Pause. "Ich habe dir keine Blumen gepflückt, weil ich dir Leben geben will..." Meine Stimme ist leise. Ich mag Friedhöfe nicht! Kurz zucken meine Mundwinkel. Ein ehrliches leichtes Lächeln. Wer auch immer dieser junge Mann gewesen war, er muss Sam am Herzen liegen. "Weißt du ... Sam ist hier. Nur ein paar Schritte entfernt. Und sie hat die Blumen auch nicht selber aus der Erde gerissen."
Ist schon okay, Sammie ... Diese Worte rauschen durch meinen Kopf, als Jerome sagt es wäre okay. Okay, das ich es nicht kann. Er hakte nicht einmal nach, was genau ich denn nicht kann. Nicht über mich bringe. Wahrscheinlich konnte er es sich denken. Ist schon okay, Sammie ... , das waren die ersten Worte die mein Bruder zu mir gesagt hatte. Die ersten als ich im Krankenhaus aufgewacht war. Nachdem ich versucht hatte mir das Leben zu nehmen. Und jedes Mal, wenn ich früher geweint hatte. Als Kind. Ein Kleinkind das nicht verstand, warum ihr Vater ihre Mom prügelte. Ist schon okay, Sammie ... , während er mich hin und her wiegte bis ich eingeschlafen war. Aber nichts ist okay. Nichts wird eh wieder okay sein. Ich sehe Jerome dabei zu wie er sich abwendet. Dem Grabstein zu und dann vor ihm in die Hocke ging. Mein Blick viel auf den Rasen, den er betreten hatte. Grün und frisch gemäht. Man konnte es deutlich riechen. Der Duft des feuchten grüns lag klar in der Luft. Meine Füße tragen mich weiter, ohne das ich es recht will. Vielleicht aus Angst oder aus Neugierde vor dem was Jerome wohl vor hat. Sein Kopf ist zur Seite geneigt. Mittlerweile weiß ich das, dies eine recht typische Geste von ihm ist. Und dann höre ich seine Stimme. Sie ist leise und ich verstehe leider nur fetzen von dem was er sagt. Den Rasen hab ich noch nicht betreten. Aber stehe schräg hinter ihm. Mit etwas Abstand eben. "Sammie ... er hat mich immer Sammie genannt." , erkläre ich Jerome, als ich meinen Namen aufschnappe. Ich sehe auf die Blumen in meinem Arm herab und zupfe leicht an einen der Blüten. Ohne sie zu zerreißen. Meine Stimme ist ebenfalls gesenkt. Keine Ahnung wieso. Aber den Stein kann ich immer noch nicht ansehen. "Was hast du gesagt?", oder warum hat er überhaupt etwas gesagt? Er kennt/ kannte ihn doch gar nicht. Und mir einem Grabstein reden? Was soll das bringen? Er kann ihn nicht hören. Er kann mich nicht hören ...
(das is irgendwie voll süß was er tut ^^ - schräg aber süß)
Ich hörte Schritte die sich näherten. Leise aber doch hörbar über das Gras 'schlichen'. Hörbar nur deswegen weil es hier ansonsten völlig still ist. Totenstille eben - klingt makaber wenn man bedenkt wo wir uns gerade befinden, oder? Dann stand sie mit etwas Abstand neben mir als ich meinen Satz gerade beendet hatte. Ich blicke zur Seite, schräg zu ihr hoch, da sie ja nunmal steht und ich hocke. "Sammie ..." War das nicht so das niemand sie so nennen sollte und darf? "Wenn du das sagst." Ich seh den Grabstein wieder an. "Du musst echt wer besonders gewesen sein das du sie Sammie nennen durftest." Meine Stimme kann auch mal nicht arrogant klingen. Herrlich oder? Ich seh wieder zu Sam als diese fragt, was ich gesagt habe. "Ich hab nur einen Spruch zitiert den ich mal irgendwo aufgeschnappt habe." Und ich habe ihn bestimmt abgewandelt ... naja egal würde ich sagen. "Und ich hab Luke gesagt das du da bist." Nun runzel ich die Stirn. Richte mich dann auch wieder auf. Ewig hocken will ich nicht und zumal ist es auch nicht gerade überaus bequem. Gleich wirkte ich schon wieder etwas 'distanzierter'. "Ist das nicht so das behauptet wird, Tote können einen hören? Sehen auf einen herab oder so etwas." So nen 'Scheiß' den ich eigentlich nicht glaube. Auch wenn mein Vater -und da bin ich mir nichtmal sicher!- katholisch ist.
Da ich immer noch Jerome ansehe, treffen sich unsere Blicke, als er zu mir aufsieht. So sehe ich in seine blauen Augen, als er meinen Kosenamen wiederholt. Ich weiß nicht genau wieso, aber in diesem Augenblick fühlte es ich nicht so schlimm an wie sonst. Könnte sein, das es daran lag, weil er ihn nicht aussprach um mich zu ärgern. Vielleicht auch weil seine Stimme nicht so arroganz klang, wie sonst die meiste Zeit. Nur kurz kann man ein Nicken von mir sehen. So als wollte ich es nochmal bestätigen, das Luke mich meist Sammie genannt hat. Doch Jerome hat sich dem Grabstein schon wieder zugewandt. "Er war mein Bruder" und alles was ich noch gehabt hatte. Alles was mich gehalten hatte. Aber auch ohne diese Tatsachen, ist er was Besonderes gewesen. Ich denke, das wollte ich damit wohl sagen, als ich ihm erkläre das Luke mein Bruder war. "Sagst du mir vielleicht irgendwann einmal was genau du zitiert hast?", nicht jetzt, nicht heute. Vielleicht wenn ich fährig wäre darüber zu lächeln. Irgendwann einmal ... Und gerade als ich dazu ansetzten wollte, Jerome zu sagen das Luke tot ist und ihn nicht hören kann, richtet er sich wieder auf. Ich höre seine Frage, was das hören und sehen der Toten angeht. Das sie auf einem herab sehen. Er wirkt wieder distanzierter, aber das stört mich nicht. "Ich glaube nicht an solche Dinge." Zögernd trete ich neben ihn und stehe dann praktisch direkt vor den Grabstein. Nur habe ich meinen Blick noch immer gesenkt. Auf die Blumen gerichtet. "Er mochte Pfirsiche.", warum sag ich ihm das? Wegen den Blumen wohl. Dabei glaub ich weiß Jerome sicher nicht einmal das sie so ähnlich riechen. Naja, zumindest ich finde das ihr Geruch daran erinnernt. Ich streck meinen kleinen Finger nach Jeromes Hand aus. Ohne zu wissen warum ich das tu. Oder recht mit zubekommen, das ich es tu. Am Ende halt ich mich aber eher an einer kleinen 'Ecke' des Saumes, seines Ärmels fest. "Ich hab mich all die Jahre nie hergetraut."
Sie hat zu mir herunter gesehen, gerade als ich meinen Blick gehoben habe weswegen sich unsere Blicke kurz getroffen hatten. Sam verbarg ihre Trauer gut - doch ich vermute sie ist vorhanden. Man bemerkt es an ihrem 'zögernden' Verhalten. Ich hatte nachgedacht das Luke wohl jemand Besonderes gewesen sein musste und halte inne, als ich höre das er Sams Bruder gewesen war. Ich hatte mich aufgerichtet und sehe Sam nun direkt an. Ich schätze mal so ne schwachsinnige Floskel wie ein 'Das tut mir leid' will sie nicht hören. Und gebrauchen kann man so etwas schon garnicht. "Du hast ihn sehr geliebt..." Ich setzte nichts Fragendes dahinter weil ich sie nicht dazu drängen wollte mir zu antworten. Wieso? Weil ich anscheinend doch irgendwo in mir einen guten Kern hab ... Deswegen sprach ich nur eine 'vermutung' meinerseits aus. Sam konnte was dazu sagen, musste es aber nicht. Ich soll ihr irgendwann sagen, was ich zitiert habe. "Kann ich machen ..." Dabei seh ich sie kurz von der Seite an. Sie tritt an das Grab heran, zögernd, nachdem sie gesagt hat das sie nicht daran glaubt das Tote einen sehen können. Ich verzieh kurz meinen Mund zu einem leichten Lächeln. "Ich auch nicht." Ihren Blick hat sie weiterhin auf die Blumen gesenkt als könnte sie das Grab nicht ansehen ohne irgendwie zu zerbrechen. Er mochte Pfrisiche. Ich ließ den Satz so stehen, werf ich aber kurz einen Seitenblick zu - sie ist genau neben mir und hat ihren Blick immer noch nur auf die Blumen gesenkt die sie davor noch gekauft hatte. Ich seh wieder zu dem Grabstein und schweige weiterhin. Dann spüre ich ein leichtes Ziehen an meinem Ärmel und als ich meinen Blick darauf senke, bemerke ich das Sam nach einem kleinen Zipfel dessen gegriffen hat - anstelle meiner Hand nehme ich an. Es war ein Fortschritt ... sollte ich in dieser Situation trotzdem gerade weiter an mein Vorhaben denken? Ich denke ganz ethisch ist das nicht. Und trotzdem war es ein Frotschritt - ob er vlt nur mir gilt oder im Allgemeinen, darum mach ich mir gerade keinen Kopf. Sie hat sich all die Jahre nicht her getraut. Ich reiße meinen Blick von dem Ärmel los, hab meine Hand aber nicht weg gezogen oder sonst was gemacht. "Irgendwann traut man sich immer." Ich seh zum Grab. "Willst du die Blumen nicht auf Lukes Grab legen?" Kurz streicht mein Daumen über ihre Finger -kaum mehrlich. Es ist ein Fortschritt ...
Ich konnte Jeromes Blick praktisch auf mir spüren. Vielleicht lag es auch daran, das ich aus den Augenwinkeln wahr nahm, das er seinen Kopf zu mir gewand hatte. Er äußert eine Vermutung, die im Grunde eine Feststellung war. Kein 'es tut mir leid' oder 'mein Beileid' und ich bin froh darum. Diese Worte ändern nichts daran das er nicht mehr da ist. Im Grunde sind es nur Floskeln, die andere sich verpflichtet fühlen zu äußern, weil der 'Umstand' es eben 'erfordert'. "Er war alles was ich noch hatte. Er war einfach immer da. Immer. Und nun wache ich jeden Tag auf und ..., ich hielt inne und starre noch immer auf die Blumen. Ich mochte das dunkle Lila, das manchmal schon beinahe einem blau glich. Aber vorallem liebte ich ihren Duft. "Mein Erzeuger war ein notorischer Säufer und nachdem er Mom..." - bei diesem letzten Wort konnte man wohl zum ersten Mal wirklich heraushören das ich nicht von hier kam. Sondern eben aus London war. - "... als eines Tages zu Tode geprügelt hatte, gab es nur noch Luke und mich. Ich habe keine Ahnung warum er ausgerechnet hier her wollte. Vielleicht glaubte er so weit wie möglich weg von allem was ich eh kannte, wäre gut für mich.", aber das ist es nicht gewesen. Mich verfolgen bis heute Alpträume und die meisten Nächte wache ich irgendwann schweißgebadet auf. Ich erzählte einfach drauf los ohne darüber nachzudenken ob er das überhaupt hören wollte. Ein Teil dessen, warum ich so 'kaputt' war. Keinen wirklichen Drang mehr besaß zu leben, außer dem Versprechen an meinen Bruder. "Ich hab ihn versprechen müssen es nie wieder zu tun.", da ich wohl irgendwie davon ausging das Jerome schon wüsste was ich meinte, sprach ich es nicht direkt aus. Keine Ahnung ob er die Narbe an meinem linken Handgelenk schon bemerkt hatte. Meist ist sie ja verdeckt. "Er hat gesagt das er immer da sein würde. Er hat es versprochen. Und ein halbes Jahr später lässt er sich von irgendeinen Betrunken über den Haufen fahren und mich allein zurück.", Wut kroch in mir hoch und ich atmete tief durch um die Tränen weiter hin zu verdrängen. Ich wusste das es ungerecht war. Dieses Empfinden. Diese Wut auf ihn. Ich beginne zu schweigen und meinen Gedanken nach zu hängen. Ich will nicht wütend auf ihn sein. Im Grunde bin ich es auch nicht. Nicht mehr. Aber über diese Dinge zu sprechen - auch wenn ich nie ein Geheimnis draus gemacht habe - war anderst als das Wissen einfach nur mit sich rumzuschleppen. Was Jerome vorhin gesagt hatte, würde er mir irgendwann einmal vielleicht sagen und ich lächelte etwas, auch wenn es trauig wirkte. Dennoch war es ehrlich. Wie seines vermutlich, als er mir gestand, das er auch nicht daran glaubte das die Toten vom Himmel auf uns herabsehen. Nur leider sah ich es nicht, weil ich wie gebannt die Blumen anstarrte. "Scheint wohl so," mein ich mit etwas Verzögerung auf seinen Satz, das man sich irgendwann immer traut. und schüttle dann den Kopf, als er wegen den Blumen fragt. Ich war noch nicht so weit sie abzulegen. Und bemerkte auch noch immer nicht wirklich das ich nach einem Zipfel seines Ärmels gegriffen hatte. "Ich ... ich hab vorhin an dir gerochen, weil dein Duft mich etwas an seinen erinnert.",gestand eher zusammenhanglosgenau dann als ich unterbewusst spürte wie sein Daumen meinen Finger berührte. Nur kurz warf ich Jerome einen Seitenblick zu, aber senkte ihn rasch wieder. Warum zur Hölle hab ich das gerade gesagt?
Sie hatte nichts sagen müssen. Aber Sam sagte etwas. Ergänze wohl indirekt meine Worte und meine Vermutung. Er war wohl ihr sprichwörtlicher Fels in der Brandung gewesen. Es muss erschütternd sein wenn ein solcher mitmal verschwindet ... Ich weiß es nicht, ich hatte nie einen Fels. Ich war immer auf mich allein gestellt gewesen, von Anfang an. Ich hatte lernen müssen gegen diei Wellen anzuschwimmen um nicht an dem Kliff vor dem mich der Fels schützen sollte, zu zerbersten. Ich weiß nicht ob ich es geschafft habe .... nicht ganz, zumindest. Jeder braucht denke ich seinen 'persönlichen Felsen'. "Ich kann verstehen wie du dich fühlst..." Dieses Emfpinden war mir durch den Kopf gerauscht und ich hatte es fast zeitgleich ausgesprochen. Vielleicht mag Sam es mir nicht glauben, aber doch ich denke das ich es bis zu einem gewissen Ma nachvollziehen konnte. Außer das ich eben nicht meinen Fels verloren habe, sondern nie einen hatte. Gott ich werd sentimental ...! Sie starrte weiter die Blumen an und sprach von ihrem 'Erzeuger'. Sie hatte diesen Begriff schonmal erwähnt und es sagt deutlich aus, das sie diesen Mann kein Stück mag. Er war ein Säufer und hat ihre Mom eines Tages zu Tode geprügelt. Warum erzählte sie mir das? Auch bemerkte ich, das sie keinen amerikanischen oder australischen Akzent besaß -an dem einen Wort Mom erkannte man dies nur- sondern eher einen Britischen. Luke hatte sie wohl hier her gebracht und war kurz darauf gestorben. Ich seh sie leicht von der Seite an während ich ihr weiter zuhöre. Fragend, warum sie mir dies eigentlich erzählt. Sie hat Luke versprechen müssen es nie wieder zu tun. Ich zieh meine Stirn unbewusst kraus während ich kurz darüber nachdenke was sie damit meinen könnte. Mir kommen ihre Narben in den Sinn, aber sicher kann ich mir nicht sein. Ich habe gesehen wie sie sich geritzt hat - beziehungsweise vermute ich, das sie dies gemacht hat. Nach unserem ersten Treffen, als ich von der Klippe gesprungen bin. Am nächsten Tag trug sie langärmlige Sachen und ich hatte am Vortag ein Klappmesser gesehen ... Ich bemerkte wie ihre Stimme wütend und vorwurfsvoll klang. Als ob ihr Bruder etwas dafür könnte von einem Betrunkenen überfahren worden zu sein. Und ich bin nunmal so, und kann bei manchen Momenten doch nicht meinen Mund halten. "Denkst du nicht du bist zu Unrecht wütend auf ihn?", hakte ich deshalb nach obwohl die Antwort für mich schon klar war. Und wieder rauscht mir die Frage durch den Kopf: Warum erzählt sie mir das alles? Ihre Antwort auf meinen Satz kam verzögert und dann schüttelte sie ihren Kopf als ich sie wegen den Blumen fragte. Doch mit dem nächsten Satz habe ich nicht gerechnet. Mein Daumen bleibt schlagartig auf ihrem Handrücken ruhen und ich wende meinen Kopf langsam zu ihr. Verdammt, wieso sagt sie mir so etwas ... Ich zieh meinen Arm und meine Hand nun weg und trete einen Schritt vom Grab zurück. "Man sollte vermeiden die Toten in lebenden Personen zu suchen. Das bringt nur Schmerz und Unglück mit sich." Ich seh zu Sams Hinterkopf aber wende dann meinen Blick ab als ich mich umdrehe und noch etwas mehr vom Grab entferne.